Der Film „Schindlers Liste“ ging um die Welt. Um Juden zu retten, trank Oskar Schindler einst Nazis unter den Tisch, zuletzt lebte er zurückgezogen am Frankfurter Hauptbahnhof. Jetzt streitet man dort über ein angemessenes Gedenken.
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Oskar Schindler? Nein, der Name sage ihr nichts. Die Mitarbeiterin einer Wechselstube mit der Adresse Am Hauptbahnhof 4 in Frankfurt schüttelt lächelnd den Kopf. Dass sie in einem Haus mit besonderer Geschichte arbeitet, wusste sie nicht.
Draußen vor der Tür, eingeklemmt zwischen Geldautomat und O’Reilly’s Irish Pub, hängt eine unscheinbare Gedenktafel: „In diesem Haus lebte von 1965 bis 1974 Oskar Schindler. Während der Zeit des Nationalsozialismus rettete er über 1200 Juden vor dem Tod in Auschwitz und anderen Lagern.“ Ein Relief darüber zeigt einen markanten, kahlen Männerkopf mit ernstem Blick, aus dem man einen Hauch von Melancholie lesen kann.
Regisseur Steven Spielberg setzte ihm 1993 mit dem Hollywood-Blockbuster „Schindlers Liste“ ein überlebensgroßes Denkmal. An seinem letzten Wohnort Frankfurt am Main schrumpft die Erinnerung an Schindler auf eine Bronzeplatte, die kaum jemandem auffällt. Dabei lebte er viele Jahre bis zu seinem Tod 1974 im Bahnhofsviertel, dem Viertel der Gestrandeten. Hier soff, liebte, lebte er. Hier machte er sich Feinde, weil Rechnungen offenblieben, und schloss Freundschaften, die bis heute nachwirken.
Auch die zu Ursula Trautwein. Sie sitzt am Küchentisch ihrer Seniorenwohnung im Nordosten Frankfurts, auf der Blümchentischdecke steht das Mittagessen. Die Pfarrerswitwe und frühere SPD-Stadtverordnete war lange mit Schindler befreundet und ist wohl die letzte bekannte Zeitzeugin, die über sein Leben in Frankfurt berichten kann.
„Dass ihn Liam Neeson im Film gespielt hat, hätte ihm nicht gefallen“, sagt Trautwein, 89. „Der war zu glatt. So glatt war Schindler nicht.“ Recht wenig bekannt ist, wie der Mann, der so viele Juden vor der Ermordung durch die Nazis bewahrt hatte, in der Nachkriegszeit lebte. (…) LEON SCHERFIG
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